Forum Bioethik
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Das neue Sterbehilfe-Gesetz in den Niederlanden
Im April 2001 wurde in den Niederlanden das weltweit
erste Euthanasie-Gesetz erlassen. Insbesondere in Deutschland wurde dies
heftig kritisiert, nicht zuletzt auf Grund der problematischen Erfahrungen
im 3.Reich und dem dortigen Umgang mit der Euthanasie.
Braunschweiger Zeitung vom 11.04.01
Gesetz zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe: "Ruhe
und Rechtssicherheit" soll das neue Gesetz zur aktiven Sterbehilfe Ärzten
und Patienten bringen - das erhoffen sich zumindest viele Politiker in
den Niederlanden nach Jahrzehnten der kontroversen Diskussion. Ob es dazu
kommt, ist fraglich. Gewiss, das Gesetz legt strenge Kriterien für
eine Hilfe zum Freitod fest, doch solange es keinen Schutz vor Mißbrauch
gibt, sollte das Töten durch Ärzte gibt, sollte das Töten
durch Ärzte nicht legalisiert. So tun sich gerade zwischen Selbst-
und Fremdbestimmung äußerungsunfähiger Patienten immer
noch rechtliche Grauzonen auf. Was ist zum Beispiel, wenn Angehörige
der Pflege eines totkranken Menschen überdrüssig werden und versuchen,
Einfluß auf den Sterbenden auszuüben? Wie frei kann der Wille
eines Patienten angesichts von Qualen und psychischen Druck überhaupt
sein?
Zu Recht weisen Ärzte und Hospize darauf hin, daß
die Alternativen zur aktiven Sterbehilfe noch lange nicht ausgeschöpft
sind: Ein Umdenken im Gesundheitswesen ist dringend nötig - auch um
Patienten ein Dahinvegetieren in Krankenhäusern, Pflege-und Altenheimen
zu ersparen. So könnte die Förderung moderner Therapien dazu
beitragen, Leid sowie Schmerzen erheblich zu reduzieren und für ein
menschenwürdiges Leben bis zuletzt zu sorgen.
Die niederländische Regelung macht Ärzte zu
Handlangern eines Sterbegesetzes und stellt ihre Berufsauffassung in Frage.
Denn: Mediziner sollen Leben erhalten - nicht beenden.
Diskussion um Selbstmordpille: Vorschlag der niederländischen
Gesundheitsministerin - eine Kommssion soll prüfen
(Braunschweiger Zeitung, 17.04.01)
Nach der Verabschiedung des weltweit umstrittenen,
ersten Gesetzes über Sterbehilfe wird in den Niederlanden nun über
eine sogenannte Selbstmordpille für lebensmüde alte Menschen
diskutiert.
Angestoßen wurde die Debatte am Wochenende durch
Gesundheitsministerin Els Borst. In einem Interview mit der Zeitung "NRC
Handelsblad" erklärte sie, "nichts dagegen" zu haben, dass alten Menschen
so das Recht auf selbstständige Beendigung ihres Lebens gewährt
werde. Voraussetzung für die Gewährung der Todespille müsse
die Zustimmnung durch eine unabhängige Kommission sein, meinte die
Politikerin von der linksliberalen Partei D66. Die Kommission müsse
jeden Fall vorab prüfen, ergänzte die Ministerin, die das Euthanasiegesetz
im Parlament vertreten hatte.
Nach dem Euthanasie-Gesetz, das voraussichtlich in der
zweiten Jahreshälfte in Kraft treten wird, kann die Sterbehilfe straffrei
nur im Fall unerträglichen und ausweglosen Leidens durch Ärzte
gewährt werden. Die Mediziner müssen zuvor die Meinung eines
besonders geschulten Kollegen einholen.
Kurzinformation zur internationalen Handhabung der
aktiven Sterbehilfe
(Braunschweiger Zeitung, 11.04.01)
Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten. Passive
Hilfe, etwa das Abschalten der Beatmungsmaschine, ist hingegen straffrei.
In den meisten anderen Ländern wird Sterbehilfe mit Mord gleichgesetzt
oder gar nicht zum Thema gemacht. In einigen Staaten gelten Ausnahmen.
Schweiz: Die Organisation "Exit" besorgt Todeswilligen
ein ärztliches Attest für Gift zur Selbsteinnahme.
Dänemark: Medizinisches Testament kann Behandlung
beenden.
Schweden: Hilfe beim Selbstmord ist nicht strafbar.
Frankreich: Passive Sterbehilfe ist legal.
Großbritannien: Verboten, aber in Schottland
erhielt 1996 eine Patientin die "Erlaubnis zum Sterben".
USA: In Oregon seit 1994 erlaubt (nie praktiziert);
seit 1996 auch in Vermont und Connecticut.
Australien: 1996 zunächst erlaubt, dann wieder
verboten.
Kolumbien: Seit 1997 erlaubt, muß jedoch
beantragt werden.
China: Krankenhäuser dürfen seit 1998
Sterbehilfe leisten.
Weitere Informationen zum Thema Sterbehilfegesetz in den
Niederlanden bei www.fuente.de und www.bioethik-bayern.de
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