Rede von Dr. André Wynen
vor dem 105. Deutschen Ärztetag in Rostock
28. Mai 2002-05-27
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Vielen Dank Prof. Hoppe, dass Sie mir Gelegenheit geben, einige Worte
über die Tragödie zu sagen, die sich in Belgien ereignet
hat. Ich schäme
mich, ein Bürger dieses Landes zu sein.
Die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Euthanasie regelt, ist das
Ergebnis einer Infektion, die sich sehr schnell ausbreitet, die
unmoralisch ist, in den Niederlanden ihren Ursprung nahm und die gesamte
Ärzteschaft grenzüberschreitend bedroht.
Ich werde mich darauf beschränken, Ihnen den Offenen Brief zu verlesen,
den ich an den Vorsitzenden Richter des Kassationshofes geschickt habe,
der in meinem Land der Präsident der nationalen Ärztekammer
ist.
Sehr geehrter Herr Präsident,
die Verabschiedung eines Gesetzes, welches die Euthanasie zuläßt,
ist
ein Ereignis, das die Ärzteschaft meines Landes nicht stillschweigend
hinnehmen kann.
Dieses Gesetz, welches das Gewissen des Arztes verletzt und kränkt,
steht im Gegensatz zu der Erklärung des Weltärztebundes über
die
ärztliche Ethik, sowie der Berufsordnung der Ärztekammer,
der Sie
vorstehen.
Ich ersuche den Nationalen Rat der Ärztekammer, allen Mitgliedern
folgendes deutlich zu machen: Diejenigen, die sich auf dieses Gesetz
berufen, um sich von den Regeln unserer Ethik zu entfernen, unterliegen
strafrechtlichen Sanktionen, für deren Einhaltung Sie (als Präsident
der
Ärztekammer) Verantwortung tragen.
In diesem Zusammenhang muß ich daran erinnern, dass Ärzte
in Nürnberg
durch den Strang exekutiert wurden, weil sie sich zur Rechtfertigung
ihrer Handlungen auf ein Gesetz berufen haben, das in Widerspruch zu
den
Regeln Ihrer Ethik stand.
Aufgrund des demagogischen Charakters der politischen Debatte zu dieser
Straftat habe ich mir die Freiheit genommen, diesen Brief der Presse
zu
übermitteln. Seien Sie Herr Präsident meiner höchsten
Wertschätzung
versichert.
***
Wynen ist kein Unbekannter, u.a. ist er Träger der Paracelsus-Medaille
der BÄK (1996)
"Das Präsidium des Deutschen Ärztetages stiftete im Jahre
1952 die
Paracelsus-Medaille als höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft
für verdiente Ärzte. Die Paracelsus-Medaille wird seit dem
Stiftungsjahr
alljährlich in der Regel an drei Ärzte des In- und Auslandes
verliehen,
und zwar je eine für vorbildliche ärztliche Haltung, für
hervorragende
wissenschaftliche Leistungen und für erfolgreiche berufsständische
Arbeit.
Die Verleihung erfolgt durch Beschluss des Vorstandes der
Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern),
der
auf dem Deutschen Ärztetag zu verkünden ist. Über die
Verleihung der
Paracelsus-Medaille wird eine Urkunde ausgestellt, in der die besonderen
Verdienste gewürdigt werden."
(www.bundesaerztekammer.de/30/Aerztetag/21_Geschichte/10PM_Traeger.html)
u.a. ist André Wynen Président de la Fédération
des Hôpitaux privés de
Belgique
und
President of the European Committee for Private Hospitals
und
former and Honorary Secretary-General and founding member of the WMA
(Weltärztebund)
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