Forum Bioethik

Mobbing – Vorwürfe der Betriebsseelsorge

Kirchliche Einrichtung muss sich verteidigen 
(Südwest - Presse, Ulm – 03.Jan.2002)

Mobbing – ausgerechnet in kirchlichen Betrieben? Vorwürfe der katholischen Betriebsseelsorge verursachen im oberschwäbischen Biberach zurzeit einigen Wirbel.
(Von Karl Friedrich Rommel)

Biberach.  Margret Herbst arbeitet seit Jahren in der Betriebsseelsorge der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Für ihren Einsatz wurde die aufrechte Katholikin vom KAB-Landesverband ausgezeichnet. Bei ihrer Dankesrede kam es aber zum Eklat. 
„Warum kommen die schlimmsten Mobbingfälle ausgerechnet in kirchlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäusern und Behinderteneinrichtungen vor?“, fragte sie in Anwesenheit von Bischof Gebhard Fürst. Immerhin vier von zehn Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe für Mobbingopfer arbeiteten in den Heggbacher Einrichtungen.
Eine Aussage mit Folgen. Denn die Einrichtungen mit 800 Beschäftigten gehören
zu den Franziskanerinnen von Reute bei Bad Waldsee. Der Orden mit der Stiftung St.
Elisabeth ist im Sozialbereich einer der größten Arbeitgeber im Land. Im Sinne der heiligen
Elisabeth aus dem 13. Jahrhundert sieht man sich der Gottes- und Nächstenliebe verpflichtet
-  „mit allen Konsequenzen“, wie es im Leitbild der Heggbacher Einrichtungen heißt.
Der Ulmer Betriebsseelsorger Werner Baur bestätigte die Vorwürfe. Bei den Heggbacher
Fällen handele es sich um „Bossing“, Mobbing durch Vorgesetzte. Der Seelsorger legte den
Fall einer Mitarbeiterin dar, die aufgrund von Mobbing durch ihren Vorgesetzten krank geworden war. Der Pfarrer versuchte zu vermitteln. Er beteiligte sich an einem Gespräch mit
dem Personalchef, bei dem die Betroffene aber rüde abgefertigt worden sei. Die Frau
räumte schließlich ihre Stelle.
In Heggbach gibt man sich völlig überrascht über die Mobbing-Vorwürfe. „Für uns ist es das
erste Mal, das der Begriff auftaucht“, sagt Geschäftsführerin Schwester Agnesita Dober. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es, dass die Betriebsseelsorger bei ihren Vorwürfen
nie konkret geworden seien. Die angeblich gemobbte Mitarbeiterin habe sich sogar schrift-
lich beim Personalchef für den „fairen Umgang“ bedankt. „Mobbing“ würde den Unterneh-
mensgrundsätzen der Einrichtung widersprechen, heißt es weiter. Schon deshalb könne es
„Mobbing“ bei den Heggbacher Einrichtungen nicht geben.
Genaueres ist auch von Pfarrer Baur nicht mehr zu erfahren. „Wir wollen die Sache jetzt in
einem Gespräch klären“, sagte der Geistliche.

Mobbingvorwürfe – „Einseitige Darstellung“  
(Südwest - Presse Ulm,  04.Jan.2002)
Bad Waldsee   Mit einer Stellungnahme reagierte die St.-Elisabeth-Stiftung auf die Mobbing-
Vorwürfe in den Heggbacher Einrichtungen. Ralf Klein-Jung, Vorstand der Stiftung, sieht in
dem Bericht in unserer Donnerstagsausgabe „einige Fakten falsch dargestellt“. So gehören
die Heggbacher Einrichtungen im Kreis Biberach seit 1. Januar 2000 nicht mehr zu den 
Franziskanerinnen von Reute, sondern zur St.-Elisabeth-Stiftung, einer rechtlich eigenstän-
digen kirchlichen Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg). Die Ordensgemein-
Schaft sei nicht  „im Sozialbereich einer der größten Arbeitgeber im Land“, schreibt der Vor-
stand. Und weiter: Die Sichtweise, dass die „Mitarbeiterin aufgrund von Mobbing durch ihren
Vorgesetzten krank geworden war“, sei eine „einseitige Darstellung“. Die Frau habe ihre Stelle nicht geräumt, sondern sei im gegenseitigen Einvernehmen ausgeschieden, nachdem
ihr die Stiftung mehrere Stellen angeboten habe.
Eine „unverschämte Unterstellung“ sieht die St.-Elisabeth-Stifung in einem Absatz des Arti-
kels: „Mobbing würde den Unternehmensgrundsätzen der Einrichtung widersprechen, heißt
es weiter. Schon deshalb könne es Mobbing in den Heggbacher Einrichtungen nicht geben.“
Dies habe die Geschäftsführung der Heggbacher Einrichtungen weder gesagt noch in einer
Stellungnahme geschrieben, betont Vorstand Klein-Jung.
 

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