Forum Bioethik

A. Arbeitskreise

9.- 11. November 2012      in Leipzig
Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen
"Euthanasie" und Zwangssterisation

14.-16.11.2003       in Westfälischen Kliniken Gütersloh
Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen
"Euthanasie" und Zwangssterisation
Anmeldung: J.Bott@wkp-lwl.org


9.-11.Mai 2003    in Wehnern/ Oldenburg
Frühjahrstagung
des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen "Euthanasie"
und Zwangssterilisation
Inhalt: Es geht um die Themen Gedenkstätten, den Stand der Forschung im Bundesarchiv-
Projekt "Sonderkränkenhäuser Aktion Brandt"sowie medizinisch-ethische Fragen der Gegenwart anhand des Beispiels von Wachkoma-Patienten
Information: Dr.Ingo Harms, Oldenburg -  ingo.harms@gmx.net
 

-Arbeitskreis zur Erforschung der Geschichte der Euthanasie
 Information/ Kontakt: Dr.Michael Wunder, Hamburg
http://ak-nseuthanasie.de
Der Arbeitskreis gibt seit der Fachtagung in Pirna/ Sonnenstein (Mai 2001)
Tagungsberichte heraus, die als Buch erscheinen.
(Bd.1: Der sächsische Sonderweg bei der NS-"Euthanasie"
 Bd.2. Psychiatrie im Dritten Reich - Schwerpunkt Hessen)

Der 'Arbeitskreis zur Erforschung der 'Euthanasie-Geschichte'  ist ein interdisziplinärer Zusammenschluß von Psychologen, Ärzten, Theologen, Juristen, Medizinhistorikern und Krankenpflegekräften mit einem Kern von etwa 20 Wissenschaftlern. Er hat seinen Ursprung in der Selbstaufklärung der NS-Vergangenheit der deutschen Psychiatrie, die Anfang der 80er Jahre begann. 
Der Arbeitskreis kam im Oktober 1995 in Grafeneck/Schwäbische Alb zusammen. In Grafeneck wurden im Jahre 1940 im Rahmen des nationalsozialistischen 'Euthanasie-Programms' rund 
10 000 Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Krankheitren durch Giftgas getötet. An diesem Ort entstand die 'Grafenecker Erklärung'.

Termine der nächsten Tagungen:
15.-17.Nov.2002 Potsdam
            Frühjahr 2003 Oldenburg
            Herbst   2003 Gütersloh

- Die Frühjahrstagung 2002 fand statt
  vom 24.-26.Mai in Linz/Österreich
  (mit Besuch von Schloß Hartheim - einer der 6 Vernichtungsstätten in der T4-Aktion)

Die Herbsttagung 2001 des Arbeitskreises war
vom 2.-4. November 2001
in den Heilerziehungs- und Pflegeheimen Scheuern bei Nassau/ Lahn

Übersicht über die bisher geplanten Themen in Scheuern:
- Bericht über die Aktivitäten des Bundes der "Euthanasie"-Geschädigten und 
  Zwangssterilisierten (Frau Margret Hamm)
- Neue Entwicklungen in der Bio-Ethik (Herr Michael Wunder)
- Zur Debatte: Datenschutz contra Gedenken? Zum Problem der Veröffentlichung
  von Namen der Opfer
- Die "Euthanasie"-Opfer der Landesheilanstalt Marburg (Herr Dr.Georg Lilienthal, 
  Leiter der Gedenkstätte Lilienthal)
- Zwischentransporte der Landesheil- und Pflegeanstalt Alzey (Frau Renate 
  Rosenau, Oberstudiendirektorin, und Frau Elfriede John, Alzey)
- Das Führerprinzip und  die Anstalt Scheuern. Die Auseiandersetzung der 
  Inneren Mission mit der "Entkonfessionalisierung" im Anstaltswesen von Hessen- 
  Nassau und Hessen ab 1937 (Herr Peter Sander, Landeswohlfahrtsverband
  Hessen, Servicebereich Archiv, Gedenkstätten, Historische Sammlungen)
- Die Nachricht hat uns tief erschüttert. Die Zwischenanstalt Scheuern.
- Film und Vortrag: Zeugen von Deportationen und Zwangssterilisation; 
  Bewohner der Heime Scheuern besuchen die Gedenkstätte Hadamar 

Adresse: Heilerziehungs- und Pflegeheime Scheuern, Am Burgberg 16,
              56377 Nassau/ Lahn
 

Frühjahrstagung des Arbeitskreises "Euthanasieforschung"
Das Treffen des "Arbeitskreises zur Erforschung der Geschichte der Euthanasie" fand vom 11.-13.Mai 2000 in Pirna-Sonnenstein statt

Einige Gedanken zu der Veranstaltung:
Wie gewohnt war es ein intensives und interessantes Treffen. Leider ist der Arbeitskreis bisher nicht so in der Öffentlichkeit bekannt. Seine Arbeit hat jedoch eine wichtige  Bedeutung zum Verstehen historischer und gegenwärtiger Zusammenhänge.
Im Mittelpunkt der Beiträge stand diesmal der Sonnenstein als eine des sechs Tötungsanstalten der T4-Aktion. Zwei Aspekte sollen dabei hervorgehoben werden:
- Zum einen war die Klinik auf dem Sonnenstein im 19.Jahrhundert eine der fortschrittlichsten auf dem Gebiet der modernen Psychiatrie und hatte einen guten Ruf in ganz Europa bis nach Rußland hin (zahlreiche wohlhabende Menschen aus Rußland ließen sich am Sonnenstein pflegen). Es ist ein Phänomen, das sich ausgerechnet aus einer solchen Einrichtung eine Tötungsanstalt entwickeln
konnte. Die negative Entwicklung setzte Ende der 20er Jahre ein - insbesondere durch die Übernahme der Leitung durch Prof. Nitsche. Allein dieser Gesichtspunkt sollte näher untersucht werden -
Welche Auswirkung kann möglicherweise eine einzelne leitende Person auf eine ganze Einrichtung haben? Durch Nitsche vollzog sich ein rapider Niedergang, der schon bald die Vorstufen der Euthanasie vorbereitete.
Es erscheint makaber, in welcher Geschwindigkeit aus einer Art "Vorzeige-Einrichtung" eine Tötungsanstalt werden konnte. Es bleibt die Fragen: Welche Rolle spielt dabei ein einzelner Mensch? Inwieweit war auch das Personal bereit, mitzumachen, und was war mit denjenigen, die einfach schwiegen und 
wegsahen?
-Ein zweiter Aspekt ist - wie auch bei den anderen Tötungsanstalten - das merkwürdige System der Zwischenanstalten, bei denen Betroffene von einer Einrichtung in eine andere verlegt worden, bis sie schließlich nach Pirna kamen. Allein bei diesen Transporten sind schon zahlreiche behinderte Menschen ums Leben gekommen. Auch diente dieses Umlegen der Irreführung der Angehörigen.
Es wäre auf dem Totenschein für die Angehörigen aufgefallen, wenn sich herausstellte, daß alle verschwundenen Menschen, letztlich in Sonnenstein verstorben wären.

Gibt es Bezüge zur Gegenwart? - Ganz sicher nicht; aber dennoch sollte es nachdenklich stimmen:
wozu Menschen in der Lage waren, wieviele an diesen Aktionen als Mittäter beteiligt waren, wie gering der Widerstand war und welche Strukturen es ermöglicht haben.
 

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