Forum Bioethik Rundbrief Juli 2002

VON ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘
 c/o Angelika Wessel, Tel. + Fax: 0531 - 50 65 15, www.kritische-bioethik.de

Datum            1. Juli 2002
 

Liebe Leser,

allen Lesern, die zu Hause entspannen und allen, die auf Reisen gehen, wünschen wir warme, sonnige und erholsame Sommertage.
 

Inhalt dieses Briefes:
- Online-Konferenzen des Deutschen Bundestages mit den Fraktionsvorsitzenden
- Der Biochemiker und Wissenschafts-Kritiker Erwin Chargaff ist am 20.Juni gestorben
- Mehr Demokratie e.V.
- Glücklose Kühe im Klonlabor
- Sterbehilfe
- Hospiz
- Deutsche Behindertenrat (DBR) – Positionsbestimmung zum Menschenbild
- Pressemitteilung der Bundesvereinigung Lebenshilfe vom 25. Juni 2002
- Stammzellengesetz beschlossen
- PID Entscheidung des 105. Dt. Ärztetages
- Studie enthüllt Umweltschäden durch genetisch veränderte Baumwolle
- Die InteresenGemeinschaft Kritische Bioethik Rheinland-Pfalz

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VORSCHAU zusammengestellt vom Arbeitskreis Bioethik Braunschweig
 

Juli 2002

17. Juni bis 15. September 2002
‘Bilder für die Wand‘. Eine Ausstellung mit Bildern von Menschen mit geistiger Behinderung. Ort: Haus der Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge, Kölnische Str. 109-112 (Nähe Hauptbahnhof), Kassel. Öffnungszeiten: Montags bis Freitags 8 - 18 Uhr.

8. Juli
Bioethik oder Biopolitik? Die Arbeit der Enquete-Kommission im Kontext der aktuellen Forschungs- und Gesundheitspolitik. Referentin: Dr. Sigrid Graumann, Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages ‚Recht und Ethik der modernen Medizin‘. Veranstalter: Tübinger Initiative gegen die geplante Bioethik-Konvention, Forum Tübingen/Reutlingen, Volkshochschule Tübingen. Ort: Theologicum, Liebermeisterstr. 16, Tübingen - behindertengerechter Zugang. Zeit: 20.00 Uhr

10. bis 12..
Dritte Süddeutsche Hospiztage. Grundfragen der Hospizarbeit und Sterbebegleitung werden im interdisziplinären Gespräch erarbeitet. In Kooperation mit: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Diakonisches Werk der Ev. Kirch in Württemberg. Veranstalter: Ev. Akademie Bad Boll. Leitung: Joachim Beck, Dr. Manfred Lallinger, Annegret Thierhoff, Annemarie Thater. Sekretariat: Adelheid Ulrich, Tel: 07164 - 79 212, Fax: 07164 - 79 13 03, e-m: adelheid.ulrich@ev-akademie-boll.de. Tagung 410 602.

12. bis 14. Juli 2002
Humanität – kein Thema im Zeitalter der Globalisierung? Über die Wurzeln abendländischer humaner Traditionen. Humanität, ein zentraler Begriff europäischer Philosophie- und Geistesgeschichte, scheint in Zeiten der Globalisierung an Bedeutung zu verlieren. Welche Wirkungsmacht verbleibt humanistischen Traditionen in der Gegenwart? Dieser Frage soll ausgehend von klassischen Positionen der deutschen Aufklärung (z. B. Herders Briefen zur Beförderung der Humanität) nachgespürt werden. Veranstalter: Ev. Akademie, Akademieweg 11, 73087 Bad Boll. Leitung: Dr. Klaus Hirsch, Prof. Dr. Hendrik Birus. Sektretariat: Helga Steck, Tel: 071 64 - 79 266, Fax: 07164 - 79 12 49, e-M: helga.steck@ev-akademie-boll.de

23. Juli
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.
 
 

August 2002

6. August
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.

9. August
Tun und Unterlassen an den Grenzen des Lebens. Veranstalter: Ev. Akademie Arnoldshain, Im Eichwaldsfeld 3, 61389 Schmitten/Ts., Tel: 06084 - 9440, Fax: 06084 - 944 138, e-M: office@evangelische-akademie.de, www.evangelische-akademie.de

17. August
Aktionstag in Hannover zum 40-jährigen Bestehen des Landesverbandes Lebenshilfe. Ort: rund um die Marktkirche in Hannover.

20. August
Treffen des ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘ in der Brunsviga, Karlstr. 35, Braunschweig, 20.00 Uhr. Interessenten sind herzlich eingeladen.

23. bis 25.
Gene und Geschäfte, Moleküle und Macht. Die politische Ökonomie der Biomedizin. Welche ökonomischen Verwertungsinteressen bestimmen die Gen- und Zellforschung? Wie erklärt sich die Diskrepanz, dass viele Anwendungsbereiche der medizinischen Forschung vornehmlich den westlichen Industrieländern zu Gute kommen und z. B die Entwicklung von Impfstoffen vernachlässigt wird? Mit der Tagung soll versucht werden, ein objektives Bild über die Verteilung der Ressourcen zu gewinnen, die in die Biomedizin fließen und im Hinblick auf gegenwärtig vernachlässigte Aufgaben politische Handlungsempfehlungen ableiten. Information: Evangelische Akademie Loccum, Geschäftsstelle, Postfach 2158, 31545 Rehburg-Loccum, Tel. 0 57 66 / 81-0 (Zentrale), Fax 0 57 66 / 81-9 00, E-mail: eal@evlka.de 

31. August
Mythos Gen, Embryonen, Stammzellen und Patente. Auch in der Schweiz wird heftig über Gentechnik und Reproduktionsmedizin gestritten. Auf Druck von Forschern und Industrie plant die Politik, künftig verbrauchende Embryonenforschung und das Patentieren menschlicher Gene zu erlauben. Über den aktuellen Stand, Risiken und Alternativen wird auf der Tagung diskutiert. Veranstalter: Basler Appell gegen Gentechnologie, das Blaue Institut und die Zeitschrift Soziale Medizin. Ort: Zentrum für Lehre und Forschung, Hebelstr. 20, Basel. Information und Anmeldung: Zeitschrift Soziale Medizin, Telefon: 0041 - (0)61 - 691 13 32

Kontaktadresse
Angelika Wessel, Wedderkopsweg 4, 38118 Braunschweig, Tel + Fax: 0531 50 65 15
Bankverbindung: Postbank Hannover, Konto 3539 26-308, BLZ 250 100 30 – Angelika Wessel
Stichwort: ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘

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- Online-Konferenzen des Deutschen Bundestages mit den Fraktionsvorsitzenden

Der Deutsche Bundestag veranstaltet in der Woche vom 1. Juli bis 4. Juli 2002 Online-Konferenzen im Jakob-Kaiser-Haus 5 EG, Raum 556, mit vier Vorsitzenden der Fraktionen des Deutschen Bundestages.

Die Konferenzen bieten den Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit, online mit den Fraktionsvorsitzenden ins Gespräch zu kommen und ihnen Fragen zu stellen.

Die Termine der Online-Konferenzen mit den Frakionsvorsitzenden:
Roland Claus, PDS: Montag, 01. Juli 2002, 11:30 - 13:00 Uhr
Kerstin Müller, B90/GRÜNE: Mittwoch, 03. Juli 2002, 11:30 - 12:30 Uhr
Friedrich Merz, CDU/CSU: Mittwoch, 03. Juli 2002, 16:00 - 17:30 Uhr
Dr. Peter Struck, SPD: Donnerstag, 04. Juli 2002, 18:00 - 19:30 Uhr
Weitere Informationen zu den Konferenzen finden Sie im Internet auf der
Seite : http://www.bundestag.de/blickpkt/Konferenzen/2002/wahl.html

Die Teilnehmer können ihre Fragen schon eine Stunde vor Beginn der jeweiligen Konferenz stellen.

Herausgeber: Deutscher Bundestag, PZ 1 - Referat Presse/Rundfunk/Fernsehen
Wilhelmstraße 65, 11011 Berlin, Fernruf: (030) 227-37171, Fax: (030) 227-36192

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- Der Biochemiker und Wissenschafts-Kritiker Erwin Chargaff ist am 20.Juni gestorben

Stuttgart/New York (dpa) - Der Biochemiker und Wissenschafts-Kritiker Erwin Chargaff ist im Alter von 96 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus gestorben. Das teilte der Verlag Klett-Cotta, der Chargaffs Werke in Deutschland verlegt, am Montag in Stuttgart mit.

Chargaff hatte 1948/49 entdeckt, dass jeweils zwei Basen des Erbguts ein Paar bilden. Dies war eine Grundvoraussetzung zur Entwicklung des Erbmaterial-Modells, für das James Watson, Francis Crick und Maurice Wilkins 1962 den Nobelpreis erhielten. Chargaff schuf damit eine wichtige Grundlage für die Gentechnik. Außer seiner Tätigkeit als Forscher machte er sich einen Namen als Kritiker des Wissenschaftsbetriebs, insbesondere der Nuklearforschung und der modernen Gentechnologie.

Der Schock über Hiroshima war es, wie er sagt, der ihn zu einem leidenschaftlichen Warner vor den Konsequenzen auch der eigenen Ergebnisse werden ließ. "Ich bin gegen den Fortschritt. Ich leugne, dass es ihn gibt", hatte er wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag in einem Interview der Süddeutschen Zeitung gesagt. "... was sich so rapide bewegt, ist nicht der Fortschritt im Sinne der Verbesserung, sondern nur im Sinne der Veränderung", heißt es in einer kulturkritischen Schrift des literarisch hoch gebildeten Mannes. 

Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch zivilisationskritische Essays bekannt, in denen er für die Bewahrung der Schöpfung und eine Ethik des Verzichts in der naturwissenschaftlichen Forschung plädierte. Diesen Standpunkt vertrat er auch in seiner Autobiografie "Das Feuer des Heraklit" (1981 auf deutsch erschienen). In der Essay-Sammlung "Unbegreifliches Geheimnis" setzte Chargaff die Attacken auf  Wissenschaft und Wissenschaftler in seinem polemischen Stil fort.

"Die Menschen haben ein immer kürzeres Gedächtnis und immer längere Magnetbänder", schrieb er 1982 in seinem Werk "Warnungstafeln". In der Zeitschrift "Scheideweg" veröffentlichte er Beiträge unter den Titeln "Bemerkungen zur genetischen Bastelsucht" und "Wenig Lärm um viel".

Chargaff wurde am 11. August 1905 als Sohn jüdischer Eltern im polnischen Czernowitz geboren, hatte in Wien promoviert und dann unter anderem in Berlin und Paris gearbeitet. 1935 emigrierte er in die Vereinigten Staaten. Seine Mutter wurde im April 1943 von den Nationalsozialisten nach Polen deportiert und kam dort um.

Chargaff forschte und lehrte bis ins hohe Alter an der New Yorker Columbia-Universität. Dort leitete er von 1970 an bis zu seinem Ruhestand 1974 die Abteilung für Biochemie. Nach mehr als 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen bis zu seiner Pensionierung schrieb Chargaff ein gutes Dutzend kultur- und gesellschaftskritischer Bücher.

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- Mehr Demokratie e.V.
Gesetzestexte und Argumente sind abrufbar unter: http://dip.bundestag.de/btd/14/085/1408503.pdf oder http://www.bundestag.de/pp/227/index.html

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-198392,00.html

Wahlversprechen - Gesetz für Volksentscheide scheitert
Von Nicole Janz 
Der rot-grüne Gesetzentwurf für mehr Bürgerbeteiligung wird den Bundestag nächste Woche wohl nicht passieren. Doch daran sind nicht nur Union und FDP schuld. SPD und Grüne haben ihr Wahlversprechen selbst nicht ernst genommen. 
SPIEGEL 29.05.02

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- Glücklose Kühe im Klonlabor
Das weibliche Genom ist nach Kerntransfer besonders fehleranfällig

Die Gründe für die hohe Misserfolgsrate beim Klonen durch Kerntransplantation von Tieren werden jetzt Stück für Stück zutage gefördert. In der heute erscheinenden "Nature Genetics" berichten Forscher der University of Connecticut in Storrs über Komplikationen, die insbesondere weibliche Tiere betreffen und offenbar regelmäßig zu Totgeburten führen. Bei jedem der sechs verendeten Klonkälber ist eines der X-Chromosomen fehlerhaft aktiviert worden. Nach einer normalen Befruchtung  ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 27. Mai 2002, Nr. 120, Seite 40, Feuilleton

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- Fischer fordert bindenden internationalen Kodex für Biopolitik ...
Berlin, 3 Jun 2002, (dpa)

Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat für die Biopolitik rechtlich verbindliche Regeln in einem umfassenden und alle Staaten bindenden Kodex gefordert. Eine völkerrechtliche Konvention sei "unverzichtbar, wenn wir unseren Kindern und Enkeln eine menschenwürdige Welt hinterlassen wollen", sagte Fischer am 

Montag bei der Eröffnung eines deutsch-französischen Forums zum Thema "Internationale Bioethik" in Berlin. In einer solchen Konventionsolle die sinnvolle Förderung der Gentechnik, die Sicherung freierForschung und ihrer Erkenntnisse sowie zugleich die Definition eines ethischen Fundamentes sowie Schutz gegen Missbrauch festgeschrieben werden.

Gen- und Biotechnik dürfe sich nicht verselbstständigen und müsse sich immer am gesellschaftlichen Konsens orientieren, sagte Fischer. "Sie muss politisch gestaltet werden, national und auch international." Ein verbindliches Regelwerk sei nötig, damit die Chancen der Biotechnik nicht nur von einigen Privilegierten, sondern von möglichst vielen Menschen genutzt werden könnten. Unverzichtbar sei ein Kodex aber vor allem, um ein gemeinsames ethisches Fundament der Menschheit festzuschreiben, einen Maßstab, an dem sich Forscher, Ärzte, Politiker und Unternehmer sowie alle Menschen in den unterschiedlichsten Gesellschaften und Kulturen orientieren könnten.

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- Rede von Dr. André Wynen vor dem 105. Deutschen Ärztetag in Rostock 28. Mai 2002-05-27

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Vielen Dank Prof. Hoppe, dass Sie mir Gelegenheit geben, einige Worte über die Tragödie zu sagen, die sich in Belgien ereignet hat. Ich schäme mich, ein Bürger dieses Landes zu sein. 

Die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Euthanasie regelt, ist das Ergebnis einer Infektion, die sich sehr schnell ausbreitet, die unmoralisch ist, in den Niederlanden ihren Ursprung nahm und die gesamte Ärzteschaft grenzüberschreitend bedroht.

Ich werde mich darauf beschränken, Ihnen den Offenen Brief zu verlesen, den ich an den Vorsitzenden Richter des Kassationshofes geschickt habe, der in meinem Land der Präsident der nationalen Ärztekammer ist.

Sehr geehrter Herr Präsident,

die Verabschiedung eines Gesetzes, welches die Euthanasie zuläßt, ist ein Ereignis, das die Ärzteschaft meines Landes nicht stillschweigend hinnehmen kann.

Dieses Gesetz, welches das Gewissen des Arztes verletzt und kränkt, steht im Gegensatz zu der Erklärung des Weltärztebundes über die ärztliche Ethik, sowie der Berufsordnung der Ärztekammer, der Sie vorstehen. 

Ich ersuche den Nationalen Rat der Ärztekammer, allen Mitgliedern folgendes deutlich zu machen: Diejenigen, die sich auf dieses Gesetz berufen, um sich von den Regeln unserer Ethik zu entfernen, unterliegen strafrechtlichen Sanktionen, für deren Einhaltung Sie (als Präsident der Ärztekammer) Verantwortung tragen.

In diesem Zusammenhang muß ich daran erinnern, dass Ärzte in Nürnberg durch den Strang exekutiert wurden, weil sie sich zur Rechtfertigung ihrer Handlungen auf ein Gesetz berufen haben, das in Widerspruch zu den Regeln Ihrer Ethik stand.

Aufgrund des demagogischen Charakters der politischen Debatte zu dieser Straftat habe ich mir die Freiheit genommen, diesen Brief der Presse zu übermitteln. Seien Sie Herr Präsident meiner höchsten Wertschätzung versichert.

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Wynen ist kein Unbekannter, u.a. ist er Träger der Paracelsus-Medaille der BÄK (1996)

"Das Präsidium des Deutschen Ärztetages stiftete im Jahre 1952 die Paracelsus-Medaille als höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft für verdiente Ärzte. Die Paracelsus-Medaille wird seit dem Stiftungsjahr alljährlich in der Regel an drei Ärzte des In- und Auslandes verliehen, und zwar je eine für vorbildliche ärztliche Haltung, für hervorragende wissenschaftliche Leistungen und für erfolgreiche berufsständische Arbeit.

Die Verleihung erfolgt durch Beschluss des Vorstandes der Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern), der auf dem Deutschen Ärztetag zu verkünden ist. Über die Verleihung der Paracelsus-Medaille wird eine Urkunde ausgestellt, in der die besonderen Verdienste gewürdigt werden."
(www.bundesaerztekammer.de/30/Aerztetag/21_Geschichte/10PM_Traeger.html)

u.a. ist André Wynen Président de la Fédération des Hôpitaux privés de Belgique
und
President of the European Committee for Private Hospitals
und
former and Honorary Secretary-General and founding member of the WMA (Weltärztebund)

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- Hospiz: Erstes Kinderhospiz in Niedersachsen
Die niedersächsische Sozialministerin hat in Syke den Grundstein für das erste Kinderhospiz in Niedersachsen gelegt. Sterbende Kinder könnten im Kinderhospiz ‚Löwenherz‘ die verbleibende Zeit gemeinsam mit ihren Eltern erleben. Trotz des bevorstehenden Abschieds sollte die Lebensfreude noch im Mittelpunkt stehen. In Niedersachsen leben rund 9000 Kinder unter 15 Jahren, die erheblich pflegebedürftig sind. In Deutschland gibt es bisher zwei Kinderhospize: In Olpe und Wiesbaden (BZ, 17.6.2002).

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- Deutschen Behindertenrat (DBR)
Die im Deutschen Behindertenrat zusammengeschlossenen  Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen und deren Angehörige beobachten die Entwicklungen im Bereich der ethischen Fragen sehr aufmerksam. - Im letzten Jahr haben die Organisationen im Rahmen des DBR als Aktionsbündnis ihre gemeinsamen Positionen in einem Papier zusammengefasst.
Deutscher Behindertenrat (DBR), c/o Sozialverband Deutschland e.V.,- Bundesverband - Abteilung Sozialpolitik, Kurfürstenstr. 131/2. OG, 10785 Berlin, Tel: 030-263910-41, Fax: 030-263913-55
http://www.behindertenrat.de, Mailto:sovd@behindertenrat.de

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- Pressemitteilung vom 25. Juni 2002

"Behinderten-Entscheidung" des BGH erfordert neuen Umgang mit Pränatalmedizin

Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, fordert angesichts des Urteils des Bundesgerichtshofs zum Unterhaltsschaden der Eltern behinderter Kinder eine grundlegende Diskussion über die rechtlichen und tatsächlichen Rahmenbedingungen der Pränataldiagnostik sowie des ärztlichen Haftungsrechts.

Das Urteil, so Antretter, erhöhe den Druck auf alle Beteiligten, nachdem man den Eltern eines behinderten Jungen Schadensersatz zugesprochen habe, weil die behandelnde Ärztin ihrer Pflicht zur Beratung über die erkennbare Gefahr einer Schädigung der Leibesfrucht nicht nachgekommen sei. "Ärzte müssen sich nun gezwungen sehen, die pränatalen Untersuchungsmöglichkeiten offensiv anzubieten, um sich vor späteren Schadensersatzansprüchen zu schützen. Eltern werden dadurch genötigt, die ärztlichen Untersuchungsangebote ohne ausreichende Reflexion anzunehmen."

Einer solchen Entwicklung, betont Antretter, sei nun durch gezielte Maßnahmen entgegen zu wirken. Der Gesetzgeber müsse das psycho-soziale Beratungsangebot im Zusammenhang mit dem Angebot einer pränatalen Diagnostik erweitern und insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Schwangerenberatungsstellen verbessern. "Die Lebenshilfe fordert den Bundesgesetzgeber daher auf, die von der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" jüngst erarbeiteten Reformvorschläge und Überlegungen aufzugreifen und den gesetzlichen Rahmen der Pränatalmedizin umfassend neu zu regeln."

Bundesvereinigung Lebenshilfe  für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.
Raiffeisenstraße 18, 35043 Marburg, Tel. 06421/491-0 oder Fax 491-167, E-Mail: presse@lebenshilfe.de

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- Stammzellengesetz beschlossen

31. Mai 2002: Mit großer Mehrheit haben die Bundesländer das Stammzellengesetz beschlossen und damit dem Import menschlicher embryonaler Stammzellen zugestimmt. Durch das Votum der Länderkammer tritt das Gesetz voraussichtlich am 1. Juli dieses Jahres in Kraft. Es schreibt strenge Regeln für die Einfuhr und Verwendung von menschlichen Stammzellen vor. Kernpunkt des lange umstrittenen Regelwerks ist eine Stichtagsregelung, der zufolge nur solche Stammzellen nach Deutschland eingeführt werden und in der hiesigen Forschung verwendet werden dürfen, die am 1. Januar 2002 bereits vorhanden waren. Der Deutsche Behindertenrat kritisierte das Gesetz als "Dammbruch bei Menschenrechten und Menschenwürde". (dpa/afp)

Pressemeldungen vom Bundesrat hat es dazu noch nicht gegeben.

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Datum : 13.6.2002, Nr.: 3973
Thema : Bioethik
Moderne Medizin: Parlament muss Meinungsführerschaft behalten

Am 13..6.2002 debattierte der Bundestag den Schlussbericht der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin"(EK REM), Drs. 14/9020. Dazu erklärt der Obmann der PDS-Bundestagsfraktion in der Kommission, Ilja Seifert: Bitte anfragen unter ilja.seifert@bundestag.de

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- Präimplantationsdiagnostik

Auf Antrag von Frau Dr. Drexler-Gormann (Drucksache VI-43) beschließt der 105. Deutsche Ärztetag:

Der Vorstand der Bundesärztekammer setzt sich im Rahmen anstehender gesetzli-cher Regelungen für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik ein.

Begründung:
Eine Auswertung der zwischen 1993 und 2000 in 26 PID-Zentren Europas, der USA und Australiens erhobenen Zahlen haben ergeben, dass es bei insgesamt 886 Paa-ren, die sich zu einer PID entschlossen, zu 123 Geburten kam; das entspricht einem Anteil von 14 %. 

Zur Überprüfung der Präimplantationsdiagnostik war darüber hinaus in 132 Fällen eine pränatale Diagnostik im 3. Schwangerschaftsmonat durchgeführt worden, bei der Fehldiagnosen und Schädigungen des Embryos festgestellt wurden, die mit der Präimplantationsdiagnostik vorher nicht erfasst worden waren und entsprechende Schwangerschaftsabbrüche zur Folge hatten.

So verständlich und beachtenswert der Wunsch von Eltern mit genetischer Vorbelastung auf ein gesundes Kind ist, kann die Präimplantationsdiagnostik nicht als ge-sellschaftlich akzeptiertes Verfahren zur Lösung des Problems angesehen werden.

Der Hauptzweck dieser diagnostischen Methode vor Einpflanzung des Embryos in den Uterus ist ausschließlich die Selektion und das Verfahren ist immer mit der Tö-tung embryonalen menschlichen Lebens, nämlich dem, was nicht als gesund oder als wünschenswert definiert wird, verbunden. Inzwischen sind weltweit mehrere Fälle bekannt, wo mit Hilfe der PID Schwangerschaften mit dem Ziel herbeigeführt wurden, kranke Geschwisterkinder zu heilen. In Indien wird zzt. versucht, durch eine entsprechende Gesetzgebung die Geschlechterauswahl durch Präimplantationsdi-agnostik zu verhindern.

Diese Beispiele zeigen, dass die Einwände der Kritiker der Präimplantationsdi-agnostik, nämlich grundlegender Wertewandel und Paradigmenwechsel in der Re-produktionsmedizin mit schwerwiegenden gesellschaftlichen Auswirkungen, berech-tigt sind.

Die Pränataldiagnostik ermöglicht auch jetzt schon jedem Paar mit genetischer Vor-belastung, gesunde von kranken Kindern mit hoher Sicherheit zu unterscheiden. Wenn auch der mögliche Schwangerschaftsabbruch eine erhebliche psychische Belastung für die betroffene Frau darstellt, so hat sie doch zumindest die Chance, sich für oder gegen ein krankes Kind zu entscheiden. Die Präimplantationsdi-agnostik erlaubt diese Entscheidung nicht mehr; als krank oder nicht wünschens-wert definierte Embryonen werden unweigerlich selektiert.

Abstimmungsergebnis (lt. Ärzte Zeitung, 3.6.2002): 91 Ja, 82 Nein

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- Studie enthüllt Umweltschäden durch genetisch veränderte Baumwolle

Peking (dpa) 4.6.2002, - Der Einsatz gentechnisch veränderter Baumwolle in China hat einer neuen Studie zufolge umweltschädliche Auswirkungen. Nach der chinesischen Analyse gerät durch die mit einem Insektengift ausgestatteten Pflanzen das natürliche Gleichgewicht der Insektenwelt durcheinander. Die Wahrscheinlichkeit neuer Plagen erhöhe sich und die Schädlinge würden immer widerstandsfähiger, so dass die Schutzwirkung nach acht bis zehn Jahren verloren gehe. Das sind nach Angaben vom Dienstag die Ergebnisse der Studie, die der bekannte chinesische Experte Xue Dayuan vom Nanjinger Institut für Umweltwissenschaften der Staatlichen Umweltschutzbehörde (SEPA) in Zusammenarbeit mit der Umweltorganisation Greenpeace veröffentlichte.

Zwei Drittel aller Gentech-Baumwolle weltweit wachsen in China. Die Baumwolle, die durch den Einbau eines Gens aus dem Bacillus thuringiensis (Bt) den Baumwollkapselwurm abwehrt, wird in China auf 1,5 Millionen Hektar angepflanzt, das sind 35 Prozent der gesamten Baumwollanbaufläche und entspricht in etwa der Fläche Schleswig- Holsteins. Zwei Drittel der Bt-Baumwolle stammen vom Gentech-Konzern Monsanto, ein Drittel sind lokal in China veränderte Sorten. Seit dem ersten Einsatz 1997 in China wurden die Auswirkungen untersucht. Xue Dayuan fasste in seiner Studie die Erkenntnisse von vier renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen.

Wegen der entstehenden Resistenzen gebe es bereits nach drei oder vier Generationen keinen vollständigen Schutz mehr. So müssten doch wieder Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Der Forscher rechnet bereits in vier bis fünf Jahren mit dem Auftreten "großer Mengen des Baumwollkapselwurms" in China. "Dann wird es große Verluste geben", sagte Xue Dayuan der dpa in Peking. "Laborexperimente und Feldversuche haben gezeigt, dass mit dem Anbau von Bt-Baumwolle schädliche Umweltauswirkungen verbunden sind", fasst die Studie zusammen. Der Anbau reduziere auch die natürlichen Feinde des Baumwollkapselwurms. Die Zahl anderer Schädlinge wie Blattläuse, Spinnen, Fransenflügler, Heuschrecken und ähnlichen nehme zu.

Greenpeace wertete die Studie als Beleg dafür, dass der Einsatz von Gentechnik nicht zu weniger Schädlingen und zum Verzicht von Giften führe. "Das Gegenteil ist der Fall", hieß es in einer in Hamburg veröffentlichten Erklärung.

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InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Rheinland-Pfalz
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Stichwort: ‚Arbeitskreis Bioethik Braunschweig‘
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