Forum Bioethik Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Deutsche Behindertenhilfe Aktion Mensch e.V.
 

PhantomSchmerz
Debatten um den (im-)perfekten Menschen im 20. Jahrhundert

Internationale Tagung
30. Mai – 1. Juni 2002
Abgeordnetenhaus Berlin, Festsaal
 

Phantomschmerzen sind paradox: die Schmerzquelle scheint außerhalb des Körpers zu liegen und hat in den Nerven zugleich eine körperliche Grundlage. Den interdisziplinären Tagungsbeiträgen aus Medizingeschichte, Kultur- und Sozialwissenschaften dient der „PhantomSchmerz“ nicht nur als Metapher für eine kulturelle Deutung von Schmerz und körperlicher Materialität, sondern auch für das kollektive Leiden an Vollständigkeitsidealen und „Phantomen“ des Andersseins.

Ausgangspunkt der Tagung sind die Phantomschmerzen kriegsverletzter Soldaten, die seit dem Ersten Weltkrieg intensiv untersucht und beschrieben wurden. Frühe Therapien verbanden mit der Prothesenkonstruktion auch die Persönlichkeitsbildung – Individualität und Normierung gingen ein praktisches Verhältnis ein. Zu den Themen der Tagung gehören Phantasmen von Ganzheit, Normierung von Selbstbewusstsein, die Verletzlichkeit des Körpers und der Zusammenhang zwischen Rehabilitation und Krieg.

Die Tagung richtet sich an Wissenschaftler und ein allgemein interessiertes Publikum. Sie begleitet die Ausstellung „Der (im-)perfekte Mensch. Vom Recht auf Unvollkommenheit“, die bis 2. Juni 2002 im Martin-Gropius-Bau Berlin gezeigt wird. Die Veranstaltung vertieft die Dresdner Tagung "Der (im-)perfekte Mensch. Zwischen Anthropologie, Ästhetik und Therapeutik" im vergangenen Jahr.
 

Tagungsleitung:

Prof. Dr. Thomas Macho, 
Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt-Universität zu Berlin

Prof. Dr. Rosemarie Garland Thomson, 
Institute for Women’s Studies, Emory University Atlanta 
 

Christian Holtorf, 
Forum Wissenschaft, Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, Dresden

Heike Zirden, Ausstellungskuratorin „Der (im-)perfekte Mensch“, 
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit / Aufklärung, Aktion Mensch e.V., Bonn
 

Programm:

Donnerstag, 30. Mai 2002
Kinoforum in der Ausstellung „Der (im-)perfekte Mensch“, Martin-Gropius-Bau
 

19.00 Uhr Begrüßung 

Klaus Vogel, Direktor Deutsches Hygiene-Museum, Dresden

Heike Zirden, Ausstellungskuratorin „Der (im-)perfekte Mensch“, 
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit / Aufklärung, Aktion Mensch e.V., Bonn 

Prof. Dr. Thomas Macho, Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt-Universität zu Berlin
 

Eröffnungsvortrag

Prof. Dr. Tobin Siebers, Director Program in Comparative Literature, University of Michigan, Ann Arbor: „Broken Beauty: Disability and Art Vandalism“

anschl. Empfang und Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.
 
 

Freitag, 31. Mai 2002
Abgeordnetenhaus Berlin, Festsaal
 

9.30 Uhr Einführung

Prof. Dr. Thomas Macho, Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt-Universität zu Berlin:    „PhantomSchmerz“
 

10.00 Uhr Phantomschmerzen: die Anwesenheit des Abwesenden

Dr. Stefan Rieger, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Universität Erfurt:
„’Arbeitshand und Ausdruckshand’. Zur Prothetik des Menschen“

Dr. Petra Fuchs, Institut für Geschichte der Medizin, Freie Universität Berlin: 
„Zwischen Befreiung und Selbstaufgabe - Zur Emanzipationsgeschichte
behinderter Menschen in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus.“

NN
 

12.00 Uhr Imbiss

13.30 Uhr Phantasmen der Reorganisation

Prof. Dr. Rosemarie Garland Thomson, Institute for Women’s Studies, Emory University, Atlanta: “Seeing the Disabled: Images of Disability in Popular American Photographs”

Prof. Dr. Carol Poore, German Studies, Brown University, Providence: 
„Wer gehört dazu? Behinderung und Nation in Literatur und Film der Nachkriegszeit.“

Dr. Anne von der Heiden, Studiengruppe Antinomien der postmodernen Vernunft, Kulturwissenschaftliches Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, Essen: 
„Der phantasmatische Körper und die Logik des Opfers“
 

15.30 Uhr Kaffeepause
 

16.00 Uhr Parallele Workshops

Workshop 1: Der imperfekte Mensch – ein Auslaufmodell? Die aktuellen Entwicklungen in der Bioethik-Debatte und ihre Auswirkungen für Menschen mit Behinderungen
Leitung: Swantje Köbsell, Bremen
Erika Feyerabend, Journalistin, Essen

Workshop 2: Freaks and Heroes. Wie die Traummaschine Kino Krankheit und Behinderung in unsere Wahrnehmung einschreibt.
Leitung: Andreas Wildfang, EYZ Kino GbR, Berlin
Prof. Dr. Carol Poore, German Studies, Brown University, Providence

Workshop 3: Prekäre Bindungen. Pädagogik und Disability Studies
Leitung: Anja Tervooren, Institut für Allgemeine Pädagogik, Freie Universität Berlin
Dr. Birke Mersmann, Psychotherapeutin, Frankfurt a. M.: „Begleiten jenseits von Deutung und Verständnis“
Rebecca Maskos, Bremen: „Disability Studies im Spannungsfeld von Integration und Emanzipation“

Workshop 4: Phantom Mensch? Anthropologien des Imperfekten
Leitung: Christian Holtorf, Forum Wissenschaft, Stiftung Deutsches Hygiene-Museum
AG „Menschen formen“ / Dr. Bernd Ternes, Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin: „Das Ende des Königsweges. Registerwechsel der Erkenntnis“
Manfred Schnelle, Tänzer, Dresden: „Haltungen“
Fabian Schwarz, Wissenschaftsbereich Psychologie, Freie Universität Berlin: „Behindert bist du nicht, behindert wirst du ... bis du behindert bist.“

Workshop 5: Von der Unfähigkeit normal auszusehen 
Leitung: Christine Vogt, Gerhard Hartmann (Theater Thikwà, Berlin)   
Die theatrale Aktion, von den Teilnehmern des Workshops entwickelt, steht unter dem Thikwà-Motto: "wir sind behindert und wir spielen damit!" (bitte bequeme Kleidung mitbringen)

18.30 Uhr Imbiss
 

20 Uhr  
Hiobs Klage. Szenische Lesung mit Musik

Mit Peter Radtke, Ina Hauch (Harfe) und Bertl Mütter (Posaune)

anschließend Gespräch mit dem Publikum
 

Samstag, 1. Juni 2002
Abgeordnetenhaus Berlin, Festsaal
 

9.30 Uhr Körper und Leid

Dr. Mag. Maria Wolf, APART-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Innsbruck: 
“Leibhaftiger Schmerz und abspaltende Vernunft”

Dr. Andreas Kuhlmann, Philosoph und Publizist, Bremen: 
„Schmerz als Grenze der Kultur“

Ursula Eggli, Schriftstellerin, Bern: „Den Körper leiden können“
 

11.30 Uhr Kaffeepause
 

12.00 Uhr Podiumsdiskussion: „Was fehlt? Die Zukunft der Unvollkommenheit“

Prof. Dr. Rosemarie Garland Thomson, Institute for Women’s Studies, Emory University Atlanta

Dr. Dr. Susanne Hahn, Fachärztin für Innere Medizin und Medizinhistorikerin, Döbeln

Christiane Lohkamp, Vorsitzende Deutsche Huntington-Hilfe, Mitglied Nationaler Ethikrat

Prof. Dr. Anne Waldschmidt, Sozialwissenschaftlerin, Evangelische Fachhochschule Nürnberg

Moderation: Arno Orzessek, Journalist Berlin
 

13.45 Uhr Ausblick: Disability Studies in Deutschland
 

14.00 Uhr Imbiss
 

15.00 Uhr Workshop: "Netzwerk Disability Studies”
Leitung: Anja Tervooren, Berlin; Prof. Dr. Anne Waldschmidt, Nürnberg/Köln

17.00 Uhr Ende der Tagung

Hinweis: Um 19 Uhr wird im Rahmen des ausstellungsbegleitenden Filmprogramms im Kinosaal des Martin-Gropius-Baus der Film „Voltaire ist schuld“ (Frankreich 2000, Regie: Abdellatif Kechiche, 129 Min. OmU) gezeigt. Der Film erhielt in Venedig den Goldenen Löwen für das beste Erstlingswerk. 
 

Tagungsort: 

Abgeordnetenhaus Berlin, Festsaal 
Niederkirchnerstraße 5, 10963 Berlin-Mitte (gegenüber des Martin-Gropius-Baus)

Vom 30. Mai bis 2. Juni ist die Ausstellung „Der (im-)perfekte Mensch“ im Martin-Gropius-Bau täglich bis 22 Uhr geöffnet.
 

Anmeldung

Um Anmeldung bis zum 17. Mai 2002 wird gebeten.
Tagungsgebühr: 50 Euro, ermäßigt 25 Euro.
Gebühr für eintägige Teilnahme: 25 Euro, ermäßigt 12,50 Euro. 
Die Gebühr schließt den Eintritt zur Ausstellung „Der (im-)perfekte Mensch“ sowie Kaffee und Imbisse während der Tagung ein. 

Die Anmeldung wird wirksam mit der Überweisung des Tagungsbetrags: Konto 152 001 060 bei der Stadtsparkasse Dresden (BLZ 850 551 42), Stichwort „PhantomSchmerz“.

Die Tagungsräume sind für Rollstuhlfahrer zugänglich. 
Die Tagungsbeiträge werden aus dem Englischen und in Gebärdensprache übersetzt. 

Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, ob und welchen Dolmetscher Sie benötigen. 
Bitte nennen Sie uns auch den workshop, an dem Sie teilnehmen möchten.

Anmeldung und weitere Informationen:

Deutsches Hygiene-Museum, Tagungszentrum 
Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Tel.: 0351/4846 – 856, Fax: 0351/4846 – 594
E-Mail: tagungszentrum@dhmd.de

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