Forum Bioethik

„Immer jüngere Parkinson-Kranke“
Warnung vor Ritalin gegen Zappelphilipp-Syndrom
(BZ  11.03.02)
Der Neurobiologe Gerald Hüther hat vor möglichen Spätfolgen des Medikamentes Ritalin gewarnt, mit dem weltweit etwa 10 Millionen Kinder gegen das so genannte Zappelphilipp- Syndrom ADHS (Hyperaktivität) behandelt werden.
Ich muß befürchten, dass wir demnächst immer jüngere Parkinson- Kranke bekommen,“ sagte Hüther dem „Spiegel“. Tierversuche hätten gezeigt, dass der in Ritalin enthaltene Wirkstoff Methylphenidat die Hirnentwicklung bei jungen Ratten störe. Hüther ist Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen.
Vor allem behindere Methylphenidat offenbar das Wachstum der Nervenverbindungen in den Bewegung steuernden Regionen des Gehirns, die auch bei Parkinson- Kranken betroffen seien. Experten gehen von mindestens 160 000 ADHS-kranken Kindern in Deutschland aus. Immer mehr von ihnen erhielten Ritalin, das offiziell zu den Betäubungsmitteln zählt. Von Jugendlichen werde Ritalin als Droge mit Kokain-haltiger Wirkung genommen. Allein von 1995 bis 2000 habe die Pharmaindustrie ihren Ritalin-Absatz in Deutschland um das Zehnfache auf 13,5 Millionen Tagesdosen gesteigert. Hüther sprach angesichts dieses Zuwachses von einer von einer „verheerenden Verschreibungspraxis“.
Der Ritalin- Hersteller Novartis verwies in Basel darauf, dass das Medikament seit 40 Jahren in Gebrauch und bislang in 170 Studien untersucht worden sei. Bei der Warnung Hüthers handele es sich lediglich um eine weitere Theorie, die man auch ernst nehme.

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