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Blatter
Blatters Rederegie wird zum Eigentor
Eklat beim Fifa- Kongress: Vizepräsident Will als Redner abgelehnt
- Zen-Ruffinen bekräftigt Bedenken
(aus: Braunschweiger Zeitung, vom 29.05.2002)
Seoul. Wenige Stunden vor dem Endspiel um seine Wiederwahl hat Fifa-Präsident
Joseph Blatter beim Außerordentlichen Kongress des Fußball-
Weltverbandes gestern für einen Eklat gesorgt
„Das war ein Eigentor, und alle haben das gesehen“, meinte Lennart
Johanso, Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa)
und Wortführer der Blatter-Opposition in der heillos zerstrittenen
Fifa. Mit einer unfairen Regie der Rednerliste und der Ablehnung des kritischen
Vizepräsidenten David Will als Höhepunkt sorgte der 66-jährige
Schweizer für Empörung, tumutartige Szenen, Pfiffe und Buhrufe.
„Ich wollte keine Klagemauer errichten, aber wir hatten Spielregeln ausgemacht“,
verteidigte Blatter seine Rede-Beschränkung.
„Das war ein taktischer Fehler und hat einen schlechten Eindruck gemacht,
dass er die Leute nicht zu Wort kommen ließ“, formulierte Gerhard-Mexer
Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), seine
Kritik moderat. Schließlich wird der DFB heute trotz der Anschuldigungen
wegen angeblichen Amtsmissbrauchs sowie des neuen Fauxpas’ Blatter und
nicht dessen Herausforderer Issa Hayatou unterstützen. „Europa darf
den Führungsanspruch in der Fifa nicht aufgeben“, nennt Mayer-Vorfelder
das Hauptargument für Blatter. „Wir können wegen der Ablufe nicht
von unserer Linie abrücken,“ meinte DFB-Generalsekretär Horst
Schmidt.
Weniger gelassen reagierte der Kameruner Hayatou, den der Amtsinhaber
auch nicht ans Rednerpult ließ. Erbost war er am Ende des Kongresses,
auf dem eigentlich nur die finanzielle Fifa-Lage debattiert werden sollte,
auf Blatter zugestürmt und hatte ihn auf dem Podium beschimpft. Während
dies abseits der Mikrofone geschah, nutzten zwei andere Gegner des Wallisers
das Problem, um Klartext zu sprechen.
Ungewöhnlich war dabei der Auftritt des Vizepräsidenten des
südkoreanischen Organisationskomitees (Kowoc), Chung Mong-Joon, der
als Gastgeber kein Blatt vor den Mund nahm. „Wenn es Zwietracht und Krach
gibt, müssen wir dies alle mitverantworten. Jedoch muss es einen Hauptschuldigen
geben, „ erklärte er. Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen, der
Anfang Mai seinen Chef der Misswirtschaft und Korruption bezichtigt hatte,
lehnte jede “persönliche Verantwortung“ für den Finanzbericht
ab. „Die Zahlen sind positiver dargestellt als sie sind“, bekräftigte
er noch einmal seine Bedenken.
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